Das Göttinger

MANIFEST 2024

Die Teilnehmer des Göttinger Treffens

(1) konstituierten sich als neues „Netzwerk Reform des Christentums“

(2) artikulierten einen dringenden Reformbedarf der sich in der Krise befindenden Kirche

(3) möchten reformwillige Kirchenmitglieder, Theologen und kirchenleitende Personen einladen, sich an diesem Reformprozess zu beteiligen und

(4) verabschiedeten das „Göttinger Manifest 2024“, das kein neues Credo sein will, sondern ein Reformanstoß für weitere kritische Überlegungen zur Zukunft und Reform der Kirche.




Netzwerk Reform des Christentums


Das Wesen des Christentums

und die Aufgabe der Kirche

 

GÖTTINGER MANIFEST 2024

Die Kirchen Deutschlands durchleben derzeit eine fundamentale Krise. Kirchenleitungen haben darauf bisher lediglich mit Strukturreformen, vor allem aber mit Ratlosigkeit reagiert. Sie erkennen nicht, dass die Krise nicht zuletzt auch dadurch zustande kam, dass die Kirche ihrem eigentlichen Wesen und Auftrag nicht in angemessener Weise nachgekommen ist. Viele Kirchenvertreter halten an traditionellen Praktiken und orthodoxen Lehrmeinungen unbeirrt und ohne Selbstkritik fest. Die Kirche muss dem Wesen des Christentums und den sich daraus ergebenden Aufgaben für das Leben wieder entsprechen. Sie braucht dringend eine grundlegende Reform. Sie wird dazu aufgefordert, eine offene Diskussion über die Lage des Christentums in der Gegenwart zu beginnen, an der auch die wissenschaftliche Theologie zu beteiligen ist.

So verstehen wir das Christentum

 

Das Christentum ist, so wie alle Religionen, eine Sichtweise des Lebens, die sich wesentlich aus tiefem Erleben und existenziellen Fragen speist und mit einer bestimmten Lebenspraxis verbindet. Es lässt sich nicht in der Form von lehrbaren Glaubensaussagen und Bekenntnissen darstellen. Gott ist die Benennung für den unverfügbaren Grund solcher Erfahrung.
 

Spezifikum des Christentums ist die Orientierung an Jesu Lehre und Praxis des Reiches Gottes, die das Göttliche in den Dingen des Lebens und der Welt gegenwärtig und wirksam sieht. Sie zielt auf eine Veränderung des Menschen und seiner Beziehungen zur Welt, die der Ehrfurcht vor dem Leben folgt.


Die Bibel spricht von Gott als dem großen Geheimnis der Wirklichkeit in vielen Sinnbildern, die die Erfahrung der Geborgenheit und der freien Entfaltung des Lebens ausdrücken wollen (Liebe, Geist, Hirte, Burg, Schirm, Vater, Mutter usw.).


PDF des Manifests zum Herunterladen
















Daraus ergeben sich folgende Konsequenzen

1. Die traditionellen Grenzlinien zwischen den Konfessionen und Religionen sind zu großen Teilen überholt. Alle Religionen sind auf ihre Weise auf der Suche nach einer Darstellung ihrer Sicht des Lebens und der Welt.
 

2. Religiöse Aussagen sind keine Tatsachen und keine lehrbaren Wahrheiten, sondern immer symbolische Deutung von Erfahrung. Statt einem wörtlichen Für-Wahr-Halten müssen Theologie und Kirche erkennbar einem aufgeklärten symbolischen Religionsverständnis zuarbeiten. Das ist der Gemeinde zumutbar und von früh auf pädagogisch anzubahnen.
 

3. Religion ist kein Selbstzweck, sondern dient dem Leben. Die Kirche darf die Menschen in der Bewältigung ihrer

Lebenserfahrungen nicht allein lassen. Sie muss daher vor allem anderen Raum für die Lebensfragen und existenziellen Erfahrungen der Menschen heute bereitstellen und ihnen Deutungsangebote zur Seite stellen. Sie ist der einzige öffentliche Ort, an dem das möglich ist, und wird hier dringend gebraucht.


4. Sie muss Möglichkeiten tiefen Erlebens und der spirituellen Praxis (Meditation, Pilgern, Auszeiten usw.) pflegen und anbieten.


5. Glaubenslehren sind ebenso wie die kirchliche Praxis selbstkritisch darauf hin zu überprüfen, ob sie der Deutung des Lebens heute dienen. Wo nicht (z.B. Apostolicum, Sühnetodlehre usw.), sind sie aufzugeben. Gottesdienste sind auf diese Veränderungen einzustellen.

6. Die christliche Religion braucht Gottesbilder, die der gegenwärtigen Sicht des Lebens und den Erfahrungen der Menschen heute entsprechen: Tiefe des Seins, Inbegriff der Wirklichkeit, Kraftquelle, Resonanzgrund usw.

7. Die Kirche wird im Sinne der Reich-Gottes-Lehre Jesu für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung

eintreten, das vorleben und die Gemeinden entsprechend ermutigen.


Verfasst von Mitgliedern der Gesellschaft für eine Glaubensreform (GfGR), Gruppe Liberaler Christen, Wir sind Kirche, Dietrich-Bonhoeffer-Verein (dbv), Bund für freies Christentum (BfFC), Ökumenische Initiative Klartext Jesus (ÖIKJ), Leserinitiative Publik-Forum (LIP), Aktion Kirche und Tiere (AKUT), Integrales Christentum


Die Kirche muss dem Wesen des Christentums und den sich daraus ergebenden Aufgaben für das Leben wieder entsprechen. Sie braucht dringend eine grundlegende Reform. Sie wird dazu aufgefordert, eine offene Diskussion über die Lage des Christentums in der Gegenwart zu beginnen, an der auch die wissenschaftliche Theologie zu beteiligen ist.


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