Der Reformprozess

Viele Menschen innerhalb und außerhalb der Kirche sind angesichts der Krise, in der sich die Kirche befindet, von ihrer Reformbedürftigkeit überzeugt – in der evangelischen Kirche sind es der neuen Mitgliedschaftsstudie der EKD zu Folge 80%, in der katholischen sogar 96%. Aber die Kirche kann nicht von außen reformiert werden, sie kann sich nur selbst reformieren.


Dazu bedarf es mehrerer Schritte:

(1) Es gilt vor allem, die Krise der Kirche näher zu bestimmen

(2) Die tieferen Gründe und Hintergründe der Krise müssen untersucht und genau bestimmt werden; sie liegen sicher nicht nur in Veränderungen der modernen Lebenswelt

(3) Auf dieser Basis ist zu bestimmen, wie die Kirche sich reformieren sollte; dafür muss es eine grundlegende, übergreifende Idee geben

(4) Schließlich gilt es konkrete Maßnahmen zu ergreifen.

Die Krise der Kirchen ist offensichtlich. Die Missbrauchsskandale haben Menschen und Kirche erschüttert. Die Kirchenaustrittszahlen haben dramatische Formen angenommen. Damit verbunden sind finanzielle Einbußen und die Notwendigkeit von Umstrukturierungen. Die Mehrzahl der Menschen kann mit den meisten Glaubenslehren und in den verkrusteten Liturgien nichts mehr anfangen. Das kirchliche Selbstverständnis zwischen Verkündigung und Sakralverwaltung erscheint ihnen als befremdlich.

Offensichtlich fehlt eine plausible Anpassung an die Moderne. Religiöses Erleben (Schleiermacher), historisch-kritisches Denken und Entmythologisierung (Bultmann); symbolisches Verstehen (Tillich), Religionslosigkeit (Bonhoeffer) sind nicht erkennbar in die kirchliche Arbeit eingegangen.

Viele Pastoren sind bemüht, neue Wege zu gehen. Aber reicht das aus? Wir glauben, dass es eine selbstkritische Bestandsaufnahme der Kirche geben muss, die offen sein muss für neue Wege.

Der Göttinger Reformweg

In Göttingen wurde im Januar 2024 ein Reformprozess angestoßen. Wohin dieser Weg führt, wissen wir noch nicht. In Göttingen formierte sich das "Netzwerk Reform des Christen-tums". Die Beteiligten diagnostizierten eine multidimensionale Krise der Kirche(n), artikulierten einen dringenden Reformbedarf und möchten Kirchenmitglieder, Theologen und kirchenleitende Personen dazu einladen, sich an diesem Reformprozess zu beteiligen. Es wurde auch das "Göttinger Manifest 2024" verabschiedet, das kein neues Credo sein will, sondern ein Reformanstoß für weitere kritische Überlegungen zur Zukunft und Reform der Kirche. Als eine der Ursachen der kirchlichen Krise erkannten die Beteiigten in Göttingen, dass die Kirche dem Wesen des Christentums und den daraus erwachsenen Aufgaben nicht in angemessener und ausreichender Weise nachgekommen ist.


Die Kirche befindet sich in einer dramatischen Krise. Die EKD-Studie "Wie hältst du's mit der Kirche" (6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung von 2023) sprach von "multiplen Krisen", denen auch entsprechende hohe Reformerwartungen entsprechen. Es sind Krisen von Missbrauchsfällen, des Mitgliederschwundes, des Glaubensverlustes und des gesellschaftlichen Bedeutungsverlustes. Manche Reaktionen von Kirchenvertretern zeugen von Rat- und Hilflosigkeit, wie auf diese Herausforderungen zu reagieren sei. Vielleicht ist es angebracht, von einer theologisch-ekklesiologischen Zeitenwende zu sprechen. Schritte in Richtung auf eine Neuorientierung der Kirche muss beinhalten: eine sorgfältige Analyse der Krise und ihrer tieferen Ursachen, eine genauere Beschreibung des Reformbedarfs und der dazu notwendigen Maßnahmen.

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Die Kirche durchlebt derzeit eine fundamentale Krise, deren Symptome und tiefere Ursachen einer gründlichen Analyse bedürfen, bevor konkreter Reformbedarf artikuliert und umgesetzt wird.

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